Netzwerk schlägt Hierarchie - Neue Führung mit Digital Leadership (Buchbesprechung)
- Martin Mekyna
- 23. Sept. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Jan. 2020

Christiane Brandes-Visbeck und Ines Gensinger gehen in Ihrem Buch den Fragen nach, ob die heutige Führungskraft noch auf alles eine Antwort haben muss, wie Sie Unsicherheiten aushalten kann und ob es überhaupt noch eine Führungskraft im klassischen Sinne braucht. Sie beschreiben ein Führungsmodell – „Digital Leadership“ – mit dem es gelingen kann, seine Mitarbeiter während und nach der digitalen Transformation zu führen. Der „Digital Leader“ stellt die Brücke von der klassischen Hierarchie zur Netzwerkorganisation dar. Er kennt das Alte und ist offen für das Neue, er stellt Bewährtes auf den Prüfstand und gleicht es mit allem ab was ihn umgibt – mit den neuen technischen Entwicklungen, den Impulsen aus seinem Netzwerk und mit dem was Markt und Mitarbeiter von ihm erwarten.
Dem Leser wird schnell klar, dass es das eine, richtige „Digital Leadership“ Modell nicht gibt. Jedes Unternehmen und jede Führungskraft muss dies für sich selbst definieren. Die Autorinnen bieten dafür eine Canvas an. Dies ist ein Analysetoll das zur Selbstreflexion genutzt werden kann um seinen eigenen Führungsstil entsprechend dem „Digital Leadership“ Modell zu entwickeln. Sie beschreiben auch einmal mehr, dass gute – und der heutigen Zeit angemessene – Führung bestimmt wird durch die richtige Haltung und das richtige Mindset. Sie meinen damit Herzlichkeit, Menschlichkeit, Empathie, Respekt und das Vertrauen in die Mitarbeiter und Kollegen, dass diese im Sinne des Unternehmens stets richtig handeln. Darüber hinaus muss die Führungskraft innovativ, disruptiv, mutig, sozial kompetent und allen voran entschlossen sein.
Um innovativ zu sein, sollten Führungskräfte in die digitale Zukunft schauen, Querdenken und die richtigen Fragen zulassen. Dieses Vorgehen ist ein Element von Effectuation: handeln ohne zu wissen, ob das Neue funktioniert, in der Gewissheit, dass die Ressourcen vorhanden und mögliche Verluste verschmerzbar sind.
Disruptiv meint Bewährtes stets in Frage zu stellen und durch Neues zu ersetzen, wenn es den Zweck nicht mehr oder nicht mehr ausreichend erfüllt. Dies bezieht sich auf Produkte und Dienstleistungen genauso wie auf Prozesse, Stellenbeschreibungen und jede Form der Zusammenarbeit.
Innovativ und disruptiv zu sein erfordern gleichermaßen Mut und Entschlossenheit. Mut meint im Führungskontext aber auch Konflikte auszuhalten, unterschiedliche Rollen einzunehmen und sich bei Bedarf auch mal selbst führen zu lassen, sobald man spürt, dass andere im Team im Moment besser wissen, wo es langgehen soll.
Soziale Kompetenz bedeutet jegliche Unterschiede im menschlichen Sein zuzulassen. Zu erkennen welche Person oder welches Team für bestimmte Aufgaben am besten geeignet ist und sie zu motivieren versteht zum unternehmerischen Erfolg beizutragen.
Ein „Digital Leader“, der keine legitimierte Macht der Hierarchie mehr besitzt, muss lateral führen und im Unternehmen so gut vernetzt sein, dass er im und außerhalb des eigenen Unternehmens ausreichend Unterstützung findet, um seine mutigen Ideen auch umsetzen zu können. Er muss wie ein Hub funktionieren, ein Knotenpunkt in einem Netzwerk aus Unterstützern und einem hervorragenden Team, das ihm gerne folgt. Der Begriff Hub kommt aus der Netzwerktechnik und meint den Knotenpunkt der mit vielen Schnittstellen und weiteren Hubs verbunden ist. Manche Hubs funktionieren besser als andere, weil sie mehr Verbindungen haben. Im Führungskontext bedeutet dies, dass derjenige erfolgreich ist, der sich über alle Hierarchieebenen hinaus mit allen Menschen vernetzt die etwas bewegen und das Unternehmen voranbringen wollen und können. Angespornt von der Einsicht, dass man nicht alle Probleme alleine lösen kann und von der Bereitschaft alle Herausforderungen gemeinsam mit Kollegen, Mitarbeitern, Kunden, Dienstleistern und anderen Verbündeten anzugehen. Die Eigenschaften die eine Führungskraft dafür benötigt liegen auf der Hand – offen kommunizieren und gut zuhören können. Die Führungskraft muss demnach nicht nur innovativ, disruptiv und mutig, sondern auch sehr gut vernetzt sein.
Der Leser bekommt eine „Digital Leadership Canvas“ an die Hand, mit dem er gestützt durch einige Leitfragen seinen digitalen Führungsstil hin zur „Digital Leadership Excellence“ entwickeln kann. Es ist ein vielseitiges Werkzeug, das hilft sich als Führungskraft zu verorten und vom Status quo hin zu einem „Digital Leader“ zu entwickeln.
Die Canvas steht unter https://www.ahoi-consulting.de/download-digital-leadership-canvas/ zum Download zur Verfügung.
Die Arbeit mit der Canvas, wie auch die Führung im digitalen Umfeld, erfordert Geduld, Zeit und Energie. Und wenn man Veränderungen nachhaltig vorantreiben möchte auch einen gewissen Willen zum Erfolg.
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